Titel


Im Deutsch-Französischen Krieg 1870-71 hatte Frankreich im endgültigen Friedensvertrag von Frankfurt vom 18. Mai 1871 die Gebiete Elsass-Lothringen an Deutschland abtreten müssen.

Bis zum Ende des 1. Weltkrieges waren diese Gebiete als Reichsland Elsass-Lothringen Teil des Deutschen Reiches. Sie unterstanden als Reichsland direkt dem Deutschen Kaiser, waren also keinem Einzelstaat des Deutschen Reiches zugeordnet.

Schon kurz nach Ausbruch des 1. Weltkrieges am 28.7.1914 durch die Kriegserklärung Österr.-Ungarns an Serbien, hatte Deutschland am 3. August 1914 Frankreich den Krieg erklärt.
Die Franzosen griffen am 7. August von Belfort her das Oberelsass an.
Sie eroberten Mülhausen, wurden aber wieder auf Belfort zurückgeworfen.
Am 17. August konnten sie Mülhausen zum zweiten Mal einnehmen, aber die kritische Lage an anderen Teilen der Front zwang die franz. Armee, Mülhausen wieder zu räumen.

Für die weitere Kriegszeit stabilisierte sich die Frontlinie, etwa 90 ehemals deutsche Ortschaften blieben in franz. Hand.
Eine Postverbindung war nicht mehr möglich.
Im Jahre 1915 richtete die französische Post in den französisch besetzten Teilen Postämter ein, die französische Briefmarken und französische Stempel mit den franz. Namen der Orte und der Angabe - ALSACE - benutzten.
Es waren also franz. Postämter auf deutschem Gebiet, denn obwohl von Frankreich besetzt, gehörten diese Gebiete bis zum Friedensvertrag von Versailles 1919 zum Deutschen Reich.
Am 11.2.1915 wurden Postämter in Dannemarie, Massevaux, Moosch, Thann und Wesserling offiziell eingerichtet.

 

Montreux-Vieux folgte am 1.12.1915.

Zwischen den kämpfenden Staaten Frankreich und Deutschland war kein Postverkehr möglich, aber in dem von französischen Truppen besetzten Teil und dem noch von Deutschen beherrschten Teilen Elsass-Lothringens kam es ab 1915 aus humanitären Gründen zu einem begrenzten Postverkehr.

Die Post wurde über die neutrale Schweiz von einer Zone in die andere übergeben.
Aus dem franz. besetzten Teil des Elsass ging sie zur Kontrollstelle nach Belfort, - dann in die Schweiz - und wurde von dort an die deutsche Kontrolle in - Mülhausen - übergeben und weiterbefördert.
Die meisten Briefe in das Ausland gingen an das Rote Kreuz in Genf, das auch als Postvermittler zwischen den Fronten tätig war, oder an die Kommission für Zivilgefangene in Basel.
Auch private Vermittlungsadressen hat es gegeben.
Es sind auch Briefe aus Frankreich in das "Alsace française" , das franz. Elsass gegangen.
Auch Dienstbriefe ohne Frankatur existieren.
Es gibt auch viele Briefe, die mit deutschen und franz. Stempeln von Bürgermeisterämtern versehen sind. Es sind meist reine Gefälligkeitsbriefe, aber sie zeigen doch, dass damals ein Interesse bestanden hat, diese Situation zu dokumentieren.
Informationen zu diesem Gebiet gibt es kaum, einige habe ich gefunden.
Auch hier die Bitte, wenn Sie etwas beisteuern können, lassen Sie es mich wissen, ich bin für jede Information dankbar.
Bei Interesse werde ich gern Scans in höherer Auflösung und auch die Rückseiten der Briefe anbieten.
Über Anregungen zur Verbesserung und auch über Kritik an manchem, was vielleicht nicht korrekt ist, würde ich mich freuen.

     
 

Postsendungen aus Deutschland in den von den Franzosen besetzten Teil des Reichslandes Elsass-Lothringen waren ab August 1914 nicht mehr möglich. Sie wurden mit einem Stempel versehen - Zurück - vom Feinde besetzt -.

Dieser Stempel wurde in Mülhausen angebracht und es gab offensichtlich nur den einen, was man an dem hochgestellten "n" in "Feinde" sehen kann.

Die Briefe können durch Mausklick vergrößert werden.

 
   

Leipzig 27.8.14 nach Alt-Thann

Leipzig 2.11.14 nach Alt-Thann

 
   
Alt-Thann Alt-Thann  
   

Der Brief wurde "offen" eingeliefert, wie schriftlich vermerkt, dazu ein Stempel "Vertraulich".
Er konnte nicht mehr zugestellt werden und trägt den Stempel "Zurück - vom Feinde besetzt".
Dazu noch einen Kastenstempel "Zurück an den Absender".
Die Rückseite ist leer.

Der Brief geht an die gleiche Adresse, aber 9 Wochen später.
Er ist auch "offen" eingeliefert, in Mülhausen mit dem Kontrollstempel versehen "Geprüft und zu befördern - Post Kommission MülhauSen Els." und dann der Stempel " Zurück vom Feinde besetzt" und Kastenstempel "Zurück an den Absender". Die Rückseite ist leer.

 
   
 
     

24.9.14 Straßburg nach Urbis bei Wesserling

 
  Straßburg  
     

Brief aus Straßburg mit Stempel der Postkontrollstelle Straßburg - geprüft und zu befördern - und dem Stempel - Zurück - vom Feinde besetzt -.

 
     

12.10.14 Straßburg nach Hindlingen

 
   
     

Straßburg nach Hindlingen, auch heute heißt der Ort im Sundgau Hindlingen. Kontrollstempel Straßburg - Geprüft und zu befördern - und ZURÜCK vom Feinde besetzt.

 
     

14.11.14 Strassburg nach Niedersept

 
   
     

Einschreibbrief nach Niedersept, heute Seppois-Les-Bas.
Auf der Vorderseite Stempel Straßburg 4 f (Postamt Quai de Paris), 
auf der Rückseite ein Stempel gleiches Datum, gleiche Zeit, aber Straßburg 1 b (Bureau principal - Hauptpost).
Der Brief hat keinen Kontrollstempel.

 
     

21.11.14 von Bremen nach Oberbruck

 
  zurück, vom Feinde besetzt Bremen  
     

 - Zurück - vom Feinde besetzt -
 Die Rückseite des Briefes ist leer.

 
     

26.11.14 Bielefeld nach Thann

 
  Bielefeld  
     

 - Zurück - vom Feinde besetzt -
Dieser Brief geht aus Bielefeld, von der Herrenwäschefabrik Ludwig Heidsieck an die Firma M. Knopf. M. Knopf war eine jüdische Warenhauskette mit Filialen auch im Elsass. Nach dem Ersten Weltkrieg gingen die Warenhäuser im Elsass und in Lothringen verloren.
Die Warenhäuser im Reich existierten bis zur "Arisierung" im Jahre 1938.
Die Wäschefabrik Heidsieck gab es noch nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Brief hat keinen Kontrollstempel.
Die Rückseite des Briefes ist leer.

 
     

5.12.14 Straßburg nach Sentheim

 
   
     

 - Zurück - vom Feinde besetzt -
Der Brief hat einen Kontrollstempel und auch einen Eingangsstempel von der Rücksendung.

 
 
 

Nach Thann aus Berlin vom 12.12.1914

Nach St. Amarin aus Hannover vom 12.12.1914

   
Berlin Hannover
   

Dieser Brief ist mit einem Stempel versehen:
ZURÜCK
vom Feinde besetzt
Er ist in Berlin NW 21 am 12.12.14 aufgegeben und nach Thann/Oberelsass adressiert. Der Brief hat keinen Kontrollstempel.

Auch diese Karte ist mit dem gleichen Stempel versehen:
ZURÜCK
vom Feinde besetzt
Sie ist adressiert: An die Betriebskrankenkasse der Kammgarnspinnerei Malmerspach A.-G. St. Amarin (Ob.-Els.) Der Brief hat keinen Kontrollstempel.

 
     

Leipzig (?) nach Alt-Thann

 
   
     

Ein merkwürdiger Brief. Er ist nicht frankiert, ein genauer Absender ist nicht angegeben. Es könnte Philipp Reclam (Verlag Leipzig) sein. Der Brief hat keinen Kontrollstempel.

 
     

1.8.14 Straßburg nach Liege

 
   
     

Straßburg-Königshofen nach Liege (Lüttich) vom 1.8.14 mit Stempel - Wegen Kriegszustand zurück - .
Die Kriegserklärung gegen Frankreich erfolgte am 3.August 1914 und gegen Belgien am 4. August.
Warum schon am 1. August die Rücksendung wegen Kriegszustandes?

 
 
 

31.7.14 aus Münstereifel nach Straßburg

Ausschnitt Rückseite

   
   

Dieser Brief ist noch einen Tag früher als der darüber abgeschickt worden und am 31.7.14 mit dem Zurück-Stempel versehen worden.

Ausschnitt der Rückseite mit dem Stempel: Wegen Kriegszustandes Befoerd. VERBOTEN

 

Pfastatt gehört heute zum Ballungsgebiet der Stadt Mülhausen, ist aber ein selbständiger Ort geblieben. Charlottenburg war zu der Zeit eine eigene Stadt und wurde 1920 nach Berlin eingemeindet.

 

Pfastatt 14.5.15 nach Charlottenburg

 

Rückseite

   
Pfastadt Pfastadt
   

Der Brief hat einen Zweikreisstempel PFASTATT (SCHLOSS) 14/5 15. Bemerkenswert ist, dass der gedruckte Absender in franz. Sprache durchgestrichen und durch einen Stempel mit deutschem Absender ersetzt wurde. Der Grund: 1915 kam es zu einer verordneten Germanisierungswelle. Die franz. Bezeichnungen wurden in deutsche geändert. Der Brief wurde von der Postkontrollstelle Mülhausen geprüft.

Auf der Rückseite hat der Brief einen Stempel:
Aus militärischen Gründen verzögert.
Leider ist kein Eingangsstempel vorhanden, so dass man nicht sagen kann, wann der Brief tatsächlich angekommen ist. Was bedeutet das "Q" im Kreis?

 
 
     

Lutterbach 17.4.15 nach Lausanne

Rückseite

   
Lutterbach Lutterbach
   

Der Brief ist adressiert an: Internationales Feministisches Auskunftsbüro für vermisste Civilpersonen, Lausanne Schweitz (mit -tz-) Er wurde in Mülhausen kontrolliert.
Hat jemand eine Idee, was das für ein Komitee war?

Auf der Rückseite der Stempel:
Aus militärischen Gründen verzögert.
Ankunftsstempel LAUSANNE FACT. LETTR. 30 IV 15

 
         

Freisdorf 4.?.1919

 
     
Freisdorf    
     

Ein Brief an das gleiche Komitee aus dem besetzten Elsass aus dem Jahr 1919. Was war das für ein Komitee?
Übrigens trägt dieser Brief einen neuen Kontrollstempel, auch oval aber die Ziffern in kursiv. Diese Stempel wurden ab 2.1.1919 verwendet und zählen von 1 bis 200. Dieser trägt die Nummer 19 und ist Mülhausen zuzuordnen.

 
 
 
     

Berlin 25.8.1915 nach Aniche

Rückseite

   
   

Am  25.8.1915 hat ein Berliner versucht einen Brief in das von Deutschen besetzte Gebiet Frankreichs zu senden. Bemerkenswert ist die Anschrift:
"Aniche Frankreich in deutschem Besitz".
(Aniche ist ein Ort in der Nähe der belgischen Grenze)

Der Brief wurde an den Absender in Berlin zurück geschickt mit dem Stempel versehen:
"Zurück keine Beförderungsmöglichkeit".
Hat Herr Steenbock wirklich geglaubt dass der Brief im besetzten Frankreich zugestellt werden könnte?