Der Postkrieg beginnt am 24. Juni 1948 mit der Währungsreform und endet mit der gegenseitigen Anerkennung aller
Westberliner und Ostdeutschen Wertzeichen am 16.9.49.
Was danach kam an Schikanen und Provokationen mit Markenbildern oder Stempeln, hat mit dem Westberliner Postkrieg nach meiner Meinung nichts zu tun.
Die aus Westdeutschland eingeflogenen Posthornaufdruckmarken der Bizone wurden in der SBZ und Ostberlin nie anerkannt. Die später in Berlin herausgegebenen Marken mit dem schrägen Schwarzaufdruck "Berlin" ebenfalls nicht.
Post nach Ostberlin und in die SBZ konnte allerdings auch in Westberlin mit Ostmarken frankiert aufgegeben werden.
SBZ Marken waren sofort nach ihrem Erscheinen auch in Westberlin gültig.
Groß-Berlin unter Viermächteverwaltung wurde noch als Einheit behandelt.
Die Ostmarken konnten allerdings nicht an Westberliner Postämtern gekauft werden. Die Westberliner Marken wurden in Westberlin für Ostmark verkauft,
Westberlin hatte seit der Währungsreform zwei gültige Währungen. Neben der Westmark war auch die Ostmark gültiges Zahlungsmittel, Gehälter wurden zum großen Teil in Ostmark (75%) ausgezahlt.
Der Postverkehr zwischen Westberlin und dem Ostteil der Stadt sowie mit der SBZ war erschwert, man konnte sich aber arrangieren.
Das änderte sich grundlegend am 20.3.49 mit der
Einführung der Westmark als alleiniges Zahlungsmittel in Westberlin.
Briefe in die Ostzone und nach Ostberlin waren im Osten nie befördert worden, wenn sie mit Westberliner
Marken frankiert waren, aber man konnte bis dahin in Westberlin mit Ostmarken frankierte Briefe aufgeben.
Das ging nun nicht mehr.
Die Briefe in den Osten mussten im Ostsektor der Stadt zur
Post gebracht werden. Es kam zu der Situation, dass in Westberlin,
z.B. in Papiergeschäften, Ostbriefmarken bereitgehalten wurden,
und häufig wurden die Briefe für die Kunden auch in den Ostsektor zur
Post gebracht.
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Es entstand so etwas wie ein privater Postdienst. Heute nennen wir diese Art der Briefaufgabe "Rübergebrachte Post". Sie ist nur am Westberliner Absender zu erkennen,
da die Stempel von Ostberliner Postämtern stammen. Mit
Westmarken frankierte Briefe wurden befördert, aber mit der vollen Summe
des Ostportos als Nachporto belegt.
Auch hatte man versucht, die nicht anerkannten Briefmarken durch Freistempel zu ersetzen, zuerst ging das gut, die Briefe kamen an, später wurde
auf Freistempel auch Nachporto erhoben.
Doppelfrankaturen hatten besseren Erfolg, waren doch auch Ostmarken auf dem Brief.
Sie könnten eigentlich nur in Richtung West - Ost vorkommen, denn der Besitz von Westdevisen,
dazu zählten auch ungebrauchte Briefmarken, war im Osten streng verboten.
Dennoch sind Briefe bekannt, die mit Westmarken in der SBZ vorfrankiert in Westberlin angekommen sind.
Ab 14. Juni 1949 war die Westberliner Post zu Gegenmaßnahmen übergegangen und verlangte von den Empfängern von
Post aus dem Osten die für Westberlin gültige Frankatur als Nachgebühr, eigentlich eine Bestrafung der eigenen Bürger.
Da am 1. Juni 1949 die Portosätze in Westberlin denen in Westdeutschland angeglichen worden waren, wurde nun ein Brief, mit
24 Pfennig Ost frankiert, mit der gültigen Ferngebühr von 20 Pfennig Nachporto belegt, eine Postkarte mit 10 Pfennig.
Am 15. Juli 1949 wurden diese Nachgebührsätze nach heftigen Protesten der
Westberliner gesenkt.
Es wurden nur die Sätze für Ortsgebühren erhoben, gleich, ob der Versand aus Ostberlin oder der Ostzone erfolgt war.
So verringerte sich das
Nachporto für einen Brief auf 10- und für eine Postkarte auf 8 Pfennig West.
Am 16. September 1949 endete dieser Zustand und die Postwertzeichen beider Seiten wurden gegenseitig anerkannt.
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