Titel

Der 1. Weltkrieg wurde mit dem Waffenstillstand am 11. November 1918 beendet.
Das Elsass sollte innerhalb von 15 Tagen von deutschen Truppen geräumt sein. 
Am 17.11. besetzten die französischen Truppen Mühlhausen und am 19.11. Metz.
Der gesamte Truppenabzug der Deutschen war schon nach 10 Tagen beendet.
Am 22.11. besetzten die Franzosen Strassburg.
Damit endete jede deutsche Verwaltungstätigkeit. Elsass und Lothringen wurden in das franz. Staatsgebiet eingegliedert.
Mit dem Einmarsch der franz. Truppen wurden alle in den etwa 750 Postämtern und Postagenturen vorhandenen Briefmarken vernichtet.
Die im Besitz des Publikums befindlichen Germania-Marken konnten zum Kurs von 1:1 allein oder in Mischfrankaturen mit franz. Marken bis 14. Dezember 1918 aufgebraucht werden, es existieren aber auch Briefe mit späteren Verwendungszeiten.
Der Postbetrieb mit Deutschland wurde sofort eingestellt.
Erst im April 1919 wurden Postkarten und Geschäftsbriefe zugelassen, im August 1919 konnten wieder verschlossene Briefe verschickt werden.

Die deutschen Einschreibzettel behielt man aber noch lange Zeit bei, ebenso in einigen Orten auch die deutschen Stempel.
Weil sich die Lieferung franz. Stempel verzögerte, stand man vor dem Problem, dass man für die alten deutschen Stempel keine "9" für 1919 bekam.
Man behalf sich damit, dass man die 18 einfach beließ oder sie völlig entfernte.
Andererseits wurde der linke Bauch der 8 entfernt und man erhielt eine etwas deformierte 9.
Da aber nicht alle spiegelbildlich denken konnten, wurde auch die falsche Seite des Bauches entfernt.
Deutsche Stempel waren bis weit in das Jahr 1920 hinein offiziell in Gebrauch.
In Metz benutzte man deutsche Stempel noch im Jahr 1920, die hatte man an die franz. Sprache angepasst und die Tageszeit von "V", Vormittag, in "m", matin und "N", Nachmittag in "s", soir, geändert.
In dieser Zeit wurden viele Sammlerbriefe angefertigt, unter anderem durch Gefälligkeitsstempelungen mit vor- oder rückdatierten ausgemusterten deutschen Stempeln.
Deutsche Einschreibzettel waren noch länger im Gebrauch und sind später sogar mit franz. Ortsnamen bedruckt worden.

 
 

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Waffenstillstand 11.11.1918

 

Eisenbahnwaggon im Walde von Compiègne

   
   

Am Morgen des 11. November 1918 wurde in einem Eisenbahnwaggon im Wald von Compiègne das Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet

Die Beteiligten an der Unterschrift zum Waffenstillstandsabkommen im Eisenbahnwaggon im Wald von Compiègne

 
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Einmarsch der Französischen Truppen in Mülhausen 17.11.1918

 
 

Postkarte nicht gelaufen

 
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17.11.1918 Mühlhausen

 

17.11.1918 Mühlhausen

   
   

Dieser Brief ist sicher ein gemachter Beleg aus Anlass des Einmarsches der franz. Truppen. Durch den Viererblock überfrankiert aber dadurch und durch die französische Schmuckschrift wirklich ansehnlich.(siehe auch Vergrößerung)

Auch dieser Brief ist sicher ein Souvenir, allerdings schon mit französischen Marken frankiert. Die muss jemand aus dem französisch besetzten Elsass mitgebracht haben. Bemerkenswert ist noch der zusätzliche deutsche Dienststempel.

 
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19.11.1918 Metz

 

19.11.1918 Metz

   
   

Beschriftung der Postkarte: Während der feierlichen Parade der französischen Truppen versammelt sich die Menge auf dem Place Royale am 19.November 1918

Am 19.11. waren die franz. Truppen in Metz einmarschiert. Ein recht einfach gemachtes Souvenir

 
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22.11.1918 Strasbourg

 

22.11.1918 Strasbourg

   
   

Bildunterschrift: Einmarsch der Französischen Soldaten in Straßburg am 22.Nov 1918. Frankiert ist die Karte mit einer 10 Pfg. Germania.

Auch diese Karte ist sicher ein Souvenir, auch sie muss jemand aus dem französisch besetzten Elsass mitgebracht haben.

 
 
 

Briefe nach Frankreich, oder z.B in die Schweiz, existieren mit Germania-Frankatur, als Mischfrankatur mit franz. Marken und deutschen Stempeln oder Stempeln der französischen Feldpost.

     

Mülhausen 27.11.18

Rückseite

   
Mühlhausen 27.11.18 Rückseite
 

Dieser Einschreibbrief ist am 27.11.18 in Mülhausen nach Arosa (Schweiz) aufgegeben. In Mülhausen (212) hat er die "Militärische Postkontrolle" passiert, wurde geöffnet und mit einer Banderole wieder verschlossen.

Es wurde schon der der neue ovale Stempel "Contrôlé par l'autorité militaire" mit der Ziffer in kursiv verwendet. Auf der Rückseite trägt der Brief den Durchgangsstempel Belfort 28.11.18 und den Eingangsstempel Arosa 8.12.18.

 
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12.12.18 mit franz. Feldpoststempel

 

3.12.18

   
Barr 12.12.18
   

Brief nach Barr Alsace 12.12.18 mit Germania 15 Pfennig frankiert und versendet über das franz. Feldpostkontor - Tresor et Postes -.

Einschreibbrief aus Straßburg nach Paris, kein Eingangsstempel. Frankiert mit 35 Pfg.

 
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Französische und deutsche Marken konnten nach dem 22.11. auch gemeinsam verwendet werden, so sind auch Mischfrankaturen möglich gewesen. Der Kurs betrug 1:1, also 1 Pfennig gleich 1 Centime.

 
 

Straßburg 24.11.18

 

Strassburg 6.12.18

   
Strassburg 24.11.18
   

Zwei Tage nach Übernahme der gesamten Verwaltung durch die franz. Behörden ist der Brief mit deutscher Germania und französischer Säerin, deutschem Stempel und deutschem Einschreibzettel verschickt worden. Auf der Rückseite hat der Brief den Eingangsstempel Gebweiler, 25.11.18, jetzt Guebwiller.

Bei diesem schönen Brief zweifele ich daran, dass es sich um einen Bedarfsbrief handelt. Der Brief war nie verklebt, der Gummi ist unversehrt.
Aber vielleicht ist er wegen noch vorhandener Bedenken vor der möglichen Postkontrolle offen eingeliefert worden?

 
 
 
 

Die Germaniamarken waren bis 14.12.18 gültig.

 

Niederkürzel 14.12.1918

Straßburg 30.11.18 nach Paris

   
Mischfrankatur
     

Brief nach Paris vom Letzttag der Verwendung von Germaniamarken.                         mehr Mischfrankaturen

 

Der Brief ist mit 15 Centimes-Pfennige frankiert. Er ist adressiert an Algerische Bank Paris.

 
 
 
 

Auffällig ist, dass es besonders viele dieser Mischfrankaturen aus Sanct Ludwig und Hüningen gibt. Die Herren Hess und Scheller haben große Mengen dieser Briefe "gemacht" und sich offenbar gegenseitig zugeschickt. Aber sie sind echt gelaufen und damit für mich ein Dokument dieser Zeit, das die beiden Herren uns hinterlassen wollten.

 

Ortseinschreiben Huningue 10.12.18

Sanct Ludwig (Els.) 4.12.18

   
Huningue St. Ludwig
     

Ein Brief aus Hüningen nach Hüningen vom 10.12.18. Die Rückseite ist leer, ein Eingangsstempel fehlt. Der Brief war nie verklebt und er ist an Herrn Hess in Hüningen adressiert. Es ist ein gemachter Beleg von dem es viele gleichartige gibt.

 

Der Brief ist mit 30 Pfennig und 5 Centimes frankiert.
Pfennig und Centimes galten 1:1, also mit 35 Centimes-Pfennig. Herr Scheller war offensichtlich sehr aktiv in der Herstellung solcher Mischfrankaturen.

 
 
 

Am 15. Dezember wurden neue Postgebühren eingeführt und die Germaniamarken waren ungültig geworden. Wie man hier sieht wurde offenbar beides nicht beachtet. Nach den neuen Tarifen sind die Briefe überfrankiert und die Germaniamarken sind zum Porto nötig.

     

Mülhausen 20.12.18

Tresor et Postes 18.12.18

   
 

Dieser Brief ist mit 20 Centimes-Pfennig frankiert.

Brief eines Hopfenhändlers aus Bischwiller. 20 Pfennig frankiert.

 
 
 

Sofort nach der Übernahme des Postwesens durch die Franzosen am 22.11.18 wurde der Postverkehr mit Deuschland eingestellt.

 
Barr
 

Einschreibbrief aus Barr 28.11.1918 nach Stuttgart an den Vorstand Spar- und Consumverein. Die Rückseite ist leer.
Sofort nach der Übernahme der Postverwaltung durch die Franzosen (22.11.18) war Post nach Deutschland verboten. 

 
 
 

Im Februar 1919 wurde Geschäftspost und Behördenpost zugelassen.
Geschäftspost musste als solche gekennzeichnet sein.
Im April wurden private Postkarten erlaubt, geschlossene Briefe waren erst ab Ende August möglich.

     

Mülhausen 7.6.19 nach Dresden

Worms 31.7.19 nach Mulhouse

   
Rückseite
 

Geschäftsbrief (Correspondance commerciale) während der Privatpostsperre. Zu der Zeit waren als Privatpost nur Postkarten zugelassen. Kontrollstempel 127 Mülhausen.

Geschäftsbrief (Correspondance commerciale) nach Mülhausen, frankiert mit 25 Pfg, versehen mit einem ovalen Kontrollstempel 158 von Strassburg.

 
   
   

In einigen Orten konnten so schnell keine neuen französischen Stempel geliefert werden. Für die alten deutschen Stempel hatte man keine "9" für 1919. Man behalf sich mit Provisorien.
So beließ man einfach die Jahreszahl 1918.

   

Freisdorf 29.2.18

Briefe, bei denen die 18 belassen wurde

     
Freisdorf 29.2.18

Bernhardsweiler 12.2.18

Dinsheim 31.?.18

Kurzenhausen 21.3.19

Merxheim 6.2.18

Mietesheim 6.3.18

Stotzheim 28.2.19








       

Einen 29.2. hat es weder 1918 noch 1919 gegeben

     
       
   
   

Oder man entfernte die Jahreszahl ganz, wie hier. Da das die einfachste Veränderung des Stempels war, ist diese Möglichkeit oft genutzt worden. Es gibt davon erstaunlich viele Belege.

   

Neudorf (Kr. Mühlhausen, Els.) 23.1.19

Briefe, bei denen die 18 entfernt wurde

     
Neudorf

Beinheim 12.2.

Bennweier 3.3.

Berlingen 4.3.

Bebelnheim 10.2.

Bischweier 28.2.

Dürlinsdorf 28.2.

Eckbolsheim 13.

Gemar 26.3.

Lixheim 9.1.

Matzenheim 28.5.

Münchhausen 16.2.

Neudorf 3.5.

Weiler im Thal 25.2.

Zinsweiler 16.4.

       

Bei dem Brief ist offenbar auch der Monat der Entfernung zum Opfer gefallen

     
       
 
     

Hunspach 28.3.19

Text mit Datum

   
Hunspach Hunspach
   

Diese Postkarte bietet einiges Interessante.
Zum Einen ist die Jahreszahl entfernt, aber das ist nicht alles.
Die Karte war nach Mannheim adressiert und von den Franzosen kontrolliert worden, das zeigt der rote Stern im Kreis. Links daneben, fast unleserlich ist die Inschrift im Stempel "Post-Uberwachungsstelle für Els-Lothr".
Mannheim lag 1919 während der Rheinlandbesetzung in der nicht besetzten aber entmilitarisierten Zone. Von dort wurde die Karte nach Neuwied nachgesandt.
Neuwied lag in der von den Amerikanern besetzten Zone.
Dort wurde sie mit dem Stempel US 372 versehen, der der Kontrollstelle Coblenz zuzuordnen ist.

Die Karte ist vom Absender datiert: 27. März 1919

 
     

Um eine "9" für 1919 zu erhalten, entfernte man den linken Bauch der "8" und erhielt so eine etwas verstümmelte "9"

   

Gertweiler 10.3.19

Briefe mit entferntem linken Bauch der 8

   
verstümmelte 19

Geberschweier 27.2.

Gemar 27.2.

Hatten 6.3.

Kembs 11.2.

Kembs 5.3.

Pisdorf 28.4.









       
     

Es wurde auch der Bauch der "8" auf der falschen Seite entfernt. Offenbar gab es viele Menschen, die nicht spiegelbildlich denken konnten, denn von dieser "Anpassung" des Stempels existieren erstaunlich viele.

   

Ebersheim  6. 3. 19

Briefe mit dieser Anpassung

   
Ebersheim

Ettendorf 4.3.

Merxheim 28.2.

Neuweiler 21.2.

Obenheim 15.3.

Quatzenheim 8.1.

Scherweiler 29.1.

Schweighausen 26.2.

Schweighausen 1.5.









       
   

Postkarte Bebelnheim 12.2.19

 
 

Diese Karte scheint ein besonderes Sammlerstück zu sein, gemacht für die Stempelsammlerin Voisin in Paris. Zwei der vier Stempel haben keine Jahreszahl, die anderen zwei zeigen eine 19, allerdings in kursiv im Gegensatz zu Datum und Monat.

 
 

Deutsche Stempel wurden bis weit in das Jahr 1919 benutzt, in mehreren Orten Lothringens auch 1920 und in einigen sogar 1921

 

Waldwiese 17.5.1920

Stempel groß

   
Waldwiese Stempel groß
     

Postkarte nach Paris

 

17.5.1920

 
   
 

Es wurden auch deutsche Stempel an die französische Sprache angepasst. Das "V" für "Vormittag" wurde durch ein "m" für "matin" ersetzt und das "N" für Nachmittag durch "s" für "soir" Abend.

 

Metz 19.7.19

 

Metz 9.12.19

   
   

Am 19.7.19 gab es noch das "V = Vormittag" im Stempel....

am 19.12.19 gab es dann "m = matin", Vormittag auf Französisch

 
 

Metz 21.7.19

 

Metz 8.9.19

   
   

Aus dem deutschen Stempel Metz "N = Nachmittag"...

wurde "s = soir", Abend auf Französisch

 
 

Erbeutete deutsche Stempel wurden zur Herstellung von Souvenirs benutzt

 

Mülhausen 15.1.19

 

Mülhausen 19.1.19

   
Mülhausen Mühlhausen
   

Der Macher dieser Briefe hat sich die franz. Marke mit einem deutschen Stempel und die deutschen Marken mit einem franz. Stempel versehen lassen. Die deutschen Marken waren zu dem Zeitpunkt nicht mehr gültig.

Die Briefe sind ein Beispiel für ein Souvenir der Zeit. Sie kommen sehr haufig vor.
Immer wieder haben sich interessierte Sammler einige Kuriositäten einfallen lassen

 
     

Originale deutsche Einschreibzettel wurden lange weiter verwendet, später wurden deutsche Zettel sogar mit den früheren französischen Ortsnamen neu bedruckt

 

Buchsweiler 15.5.19

 

Bouxwiller 25.11.19

   
Buchsweiler Bouxwiller
   

Hier ein deutscher Einschreibzettel vom Mai 19 mit dem deutschen Ortsnamen Buchsweiler, erkennbar an der deutschen Schreibweise für Nummer "Nr."......

......und hier der deutsche Einschreibzettel mit franz. Namen Bouxwiller von Nov.19. mit "Nr." statt französisch "N ͦ ".