Titel

     

Interessante Belege aus der Zeit der Postübergabe während des 1. Weltkrieges aus dem französisch besetzten Elsass in das deutsche Elsass und umgekehrt

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Im Jahre 1915 wurde aus humanitären Gründen eine Möglichkeit des direkten Briefverkehrs zwischen den Einwohnern des franz. besetzten Elsass und des noch deutschen Teils eingerichtet, die sog. Postübergabe. Dadurch konnten durch die Frontlinie verloren gegangene Kontakte zu Familie und Freunden wieder aufgenommen werden.
Die Post aus Frankreich ging nach Belfort, dort war die Kontrollstelle für alle Post ins Ausland.
Von dort wurde die Post nach Basel in die neutrale Schweiz übergeben, ging dann nach Mülhausen, wo sie auf deutscher Seite kontrolliert wurde.
Die deutsche Post in das franz. besetzte Elsass wurde am Einlieferungsort kontrolliert, von Mühlhausen nach Basel übergeben und dann in Belfort von den Franzosen kontrolliert und an den Bestimmungsort weitergeleitet.

Hier einige Informationen aus der Presse über dieses ziemlich unbekannte Sammelgebiet, das eigentlich zu einer Deutschland-Sammlung gehören sollte.

Auf dieser Seite können die Bilder der Briefe und Karten durch Mausklick vergrößert werden

 

Metz 22.5.15 nach Massevaux

 
     

Der Brief wurde am 22.5.1915 in Metz aufgegeben, adressiert nach Lauw pres Massevaux.
Darunter hat der Absender den Ortsnamen in Deutsch, Aue by Massmünster rue Morzwiller, die Straße französisch geschrieben.
Der Brief sollte über Bern (Schweiz) und Belfort (France) geleitet werden.
Am 30.5.15 hat er tatsächlich das Zustellpostamt für Lauw, Massevaux, erreicht, wie der Eingangsstempel auf der Rückseite zeigt.

 
     

24.10.1916 Surburg nach Niederbrück

     
Colmar Colmar

Der Brief mit einem Absender in Surburg bei Hagenau ist adressiert an
 - Tiefbohrgesellschaft Gute Hoffnung in Niederbrück Elsass - .
darunter - Vermittlung der Ober-Postkontrolle in Bern - .
Der Brief wurde auf deutscher Seite in Hagenau der Postkontrolle unterzogen, dokumentiert durch den blauen Kastenstempel - Hagenau Els PK geprüft und zu befördern -. In Belfort wurde der Brief geöffnet, mit einer Banderole wieder verschlossen und mit dem ovalen Kontrollstempel 52 versehen. (Alle Stempel dieser Art mit den Zahlen von 51 bis 100 sind Belfort zuzuordnen).
Schließlich landete der Brief im Zustellpostamt für Niederbrück, in Massevaux und wurde dort mit 10 Centimes Nachporto belegt, dokumentiert durch die Gebührenmarke. Am 24.10.1916 wurde der Brief in Surburg abgeschickt, am 31.10. hat er Massevaux erreicht.

 
     

Karte aus Moosch 21.11.16 nach Mülhausen

     

Die Postkarte ist adressiert nach Mulhouse Elsasse via Pontarlier - Bâle.
Kontrolliert durch die Franzosen, dokumentiert durch den ovalen Kontrollstempel und von Basel nach Mühlhausen übergeben, wo sie von den Deutschen kontrolliert wurde-  Mühlhausen P.K. geprüft und zu befördern -.
Die Ansichtskarte ist in deutscher Sprache geschrieben. Auf der Rückseite zeigt sie das Bild einer Straße in Breslau.

 
     

Brief aus Moosch 25.11.16 nach Colmar 

     
Colmar Colmar

Brief mit einem Absender aus Moosch an einen Empfänger in Colmar.
Adresse in der oberen Zeile:
International par la croix rouge Geneve Suisse. (International über das Rote Kreuz Genf, Schweiz)
Der Brief wurde von der franz. Kontrollstelle geöffnet und mit einer Banderole mit der Aufschrift
- Ouvert par la Autoritè militaire Controle postal - wieder verschlossen. (Geöffnet durch die militärische Postkontrolle).
In blau trägt er die Aufschrift - Via Bâle - (über Basel), wohl vom Roten Kreuz Genf vermerkt, denn Basel - Mülhausen war die Übergabestelle von Post nach Deutschland.
In Colmar ist der Brief wieder kontrolliert worden, vorn der Stempel Colmar und auf der Rückseite der Stempel - Militärischerseits unter Kriegsrecht geöffnet Colmar (Els) - und handschriftlich dahinter 12.16, also Dezember 1916.

 
     

Brief aus dem noch deutschen Elsass nach Montreux-Vieux

     
ohne Marke Rückseite

Leider ist bei diesem Brief die Marke abgefallen. Man kann aber den deutschen Stempel erkennen.
Der Brief wurde in Mülhausen, also auf deutscher Seite, kontrolliert und in Belfort auf französcher Seite erneut.
In Mühlhausen bekam er den Kastenstempel - geprüft und zu befördern -, in Belfort den ovalen Stempel mit der Ziffer 52 und wurde dort nach dem Öffnen mit einer Banderole - CONTROLE POSTAL MILITAIRE - neu verschlossen.
Adressiert ist der Brief  nach Montreux-Vieux, (Alt-Münsterol). Oben auf dem Brief steht: - (über) Belfort nach Montreux-Vieux.
Auf der Rückseite ist ein Eingangsstempel Montreux-Vieux 4.2.17.

 
     

Dannemarie 17.6.17 nach Mülhausen

     

Der Absender hat die Postkarte adressiert nach Mülhausen (Elsass) über Belfort und über die Schweiz.
Sie ist kontrolliert in Belfort durch die Franzosen, dokumentiert durch einen ovalen Kontrollstempel 55 für Belfort - von dort in die Schweiz weitergeleitet - und von Basel nach Mühlhausen übergeben, wo sie von den Deutschen kontrolliert wurde- dokumentiert durch einen Kastenstempel - Mühlhausen P.K. geprüft und zu befördern -.
Der Text der Karte ist in deutscher Sprache geschrieben.

 
     

Brief aus Sentheim bei Massevaux nach Colmar 9.3.17

     
Colmar Colmar

Derr Brief ist adressiert:
Monsieur Louis Wottle, Oberpostschaffner a Colmar - O. Elsas, passe a Bale a Belfort. Gestempelt Massevaux 16:15 9.3.17.
Der Brief sollte also über Belfort und Basel nach Colmar geleitet werden.
Auf der Rückseite, wegen besserer Lesbarkeit gedreht, der Absender:
Mme Marie Bilweis a Sentheim pre Massevaux (Alsace France).
Der Brief wurde in Belfort geöffnet, Stempel Belfort, Territoire de Belfort 21:45 9.3.17 und mit einer Banderole wieder verschlossen.
Über Basel gelangte der Brief dann nach Colmar, dort war auch eine Postüberwachungsstelle.
Hier wurde der Brief wieder geöffnet und mit einer Banderole verschlossen.
Text: Militärischerseits unter Kriegsrecht geöffnet. Überwachungsstelle Colmar (Elsaß) Der Überwachungsoffizier. Unterschrift Stempel Weill.
Schließlich der Eingangsstempel Colmar 28.3.17.
Der Brief ist auf französischer und auf deutscher Seite geöffnet und wieder verschlossen worden.

 
   
 

Karte aus Marseille nach Aspach bei Altkirch.

     
Text

Die Karte trägt den Absender Albert B...., Marseille, 13 rue Malaval, Bouches du Rhone France, darunter - par la Suisse, also über die Schweiz sollte die Karte gehen.
Außerdem hat der Absender die Karte als - Service Militaire, darunter - Kriegsgefangenen Sendung - gekennzeichnet. Die Adresse ist in franz. Form -  Madame Albert B..., Aspach pres de Altkirch, Haute Alsace.
Wann die Karte Marseille verlassen hat, ist nicht belegt. der Absender hat sie am 22.4. geschrieben, der Datumsstempel auf der franz. Marke stammt aus Basel, 27.IV. 15. In Frankreich brauchte die Karte als Kriegsgefangenensendung kein Porto, der Absender hat aber eine vorfrankierte Karte benutzt, so wurde die Marke in Basel entwertet.
Ein Kastenstempel hat den Text
-  Hilfsstelle für Kriegsgeiseln in Basel unter dem Patronate des internationalen Roten Kreuzes -.
Dann einen zweiter Kastenstempel
-  Mülhausen PK geprüft und zu befördern -,
einen kleiner franz. Kastenstempel
- controle - dazu der Stempel - Territoire de Belfort -, also dort kontrolliert. Das Datum ist leider nicht leserlich, ebenso wie der Stempel - Thann -.
Schließlich ein runder Stempel
- Kriegsgefangenensendung Kommandantur Straßburg geprüft - .
Die französisch formulierte Anschrift ist in eine deutsche geändert worden
- in Aspach bei Altkirch Elsass -.
Unten auf der Karte ist in Rot vermerkt
- par Mulhouse via Suisse -.

Der Laufweg der Karte gibt einige Rätsel auf.
Man könnte annehmen, dass sie auf Grund der franz. Anschrift erst in den franz. besetzten Teil des Elsass gegangen ist, nämlich nach Thann.
Nicht weit entfernt von Thann (5 km) gibt es  Aspach-le-Haut und Aspach-le-Bas.
In Thann hat man bemerkt, dass die Karte nach Aspach bei Altkirch adressiert war. Aspach bei Altkirch lag auf der deutschen Seite der Front, etwa 20 km entfernt. Also wurde in Rot vermerkt - par Mulhouse via Suisse -, um die Karte auf die deutsche Seite der Front zu bringen.
Die Kontrollstelle für Sendungen in die Schweiz war in Belfort, der kleine Kastenstempel - controle - und der runde Stempel - Territoire der Belfort - wurde dort angebracht.
Dann ging die Karte an das Rote Kreuz Basel, bekam dort den Kastenstempel - Hilfsstelle ...-. von dort weiter nach Mülhausen, da wurde der Stempel - Geprüft und zu befördern - angebracht. in Straßburg erhielt die Karte den runden Stempel - Kriegsgefangenensendung Kommandantur Strassburg - .
Auf dem Weg ist irgendwo die franz. Adresse - Aspach pres de Altkirch -  in Aspach bei Altkirch - geändert worden und - Service Militaire - wurde gestrichen .
Das sind alles Vermutungen, die Stempel - Thann - und - Belfort - haben kein leserliches Datum, sonst könnte man mehr Gewissheit über den Weg der Karte gewinnen.
Wenn jemand dazu eine Idee hat, bitte schreiben.